Sollten Sie es sich zur Lektüre dieses Magazin gerade im Kinosessel eines Arthouse-Saales gemütlich gemacht haben, dann könnte es Sie interessieren, dass letztes Jahr auf Ihrem Sitzplatz im Schnitt 151 weitere Filmliebhaber thronten. Das ist nur eine Erkenntnis aus einer Studie zum Kinojahr 2013, die die Filmförderungsanstalt (FFA) kürzlich auf ihrer Homepage veröffentlicht hat. Eine betrachtenswerte Auflistung von Statistiken und Auswertungen, die ihren Fokus auf das Programmkino richtet. Arthouse-Filme und deren Aufführungsstätten werden darin ergründet. Und Sie, das Publikum. Sie sind weiblich und 46,4 Jahre alt? Sie sind Angestellte mit Abitur oder gar Studium in der Tasche? Sie gehen tendenziell in der zweiten Wochenhälfte, vor allem aber am Wochenende ins Kino? Herzlichen Glückwunsch! Damit gehören Sie zu den Hauptvertretern der Programmkinogänger im Jahr 2013. Ich korrigiere: Hauptvertreterinnen, wenn auch nur knapp. Arthouse-Fans wie Sie sind darüber hinaus im Vergleich zu den Besuchern fern des Programmkinos die treueren Zuschauer. Vorbildliche 26,4% Ihresgleichen besuchen mindestens sieben Mal im Jahr einen Kinosaal. Und das, im Unterschied zu den nicht minder geschätzten Rudelgängern jenseits des Arthouse-Segments, durchaus auch mal ganz ohne Begleitung. Höchstwahrscheinlich haben Sie im vergangenen Jahr „Django Unchained“, „Life of Pi“ und „Der große Gatsby“ gesehen, ihr Lieblingsfilm war derweil die deutsche Produktion „Ostwind – Zusammen sind wir frei“. Richtig?
Ein Blick in die FFA-Erhebung ist wertvoll aufschlussreich und amüsant zugleich. Interessiert sich der Großteil des Arthouse-Publikums in erster Linie für Thema und Geschichte eines Films, richten die Besucher anderer Genres die Auswahl ihres Kinofilms zudem verstärkt auf Fortsetzungen aus. Dabei ist das wohl auch eine Frage von Angebot und Nachfrage. So bildet Wim Wenders mit „In weiter Ferne, so nah!“, der Fortsetzung zu „Der Himmel über Berlin“, eine seltene Ausnahme in Sachen Arthouse-Sequels. Auf den zweiten Teil von „Außer Atem“, „Jules und Jim“ oder „Das weiße Band“ warten Sie schließlich bis heute nicht.
Wie auch immer, als Arthouse-Fan sind Sie gut aufgehoben in Köln, denn das Programmkino ist eine Domäne der Großstadt. Davon weiß die Statistik ebenso zu berichten wie von der Tatsache, dass Sie als KinogängerInnen generell zu den Besserverdienenden zählen, dass Sie dabei weniger Eintritt zahlen als die genresprengende Gesamtbesucherschaft und dass Sie beim Verzehr vergleichbar knausern. Ups. Also rasch nochmal raus zur Theke und die Statistik korrigieren! Aber bitte nichts kaufen, was knistert. Denn Schmatzen, Rascheln und Schlürfen stören durchschnittlich wie viel Prozent der Kinobesucher? Ach, dazu gibt es gar keine Erhebung? Bitte sofort einbeziehen, liebe FFA!
Ihnen derweil angenehme Unterhaltung, stillen Prost und ruhigen Appetit im Kino,
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