Das Publikum nimmt auf der Tribüne im Saal des Orangerie Theaters Platz, die allerdings zur Wand hin ausgerichtet ist. Wie soll hier Theater gespielt werden? Wird auch nicht, denn es folgen zahllose auf die Wand projizierte Aufforderungen ans Publikum. Und schon sitzt man in der Falle der Manipulation, die atemberaubend gut gelingt: Es werden Ängste (Mitmachtheater) geweckt, Meinungen suggeriert, es wird mit Erwartungshaltungen gespielt. Man kann das als (teil-)immersives Theater lesen, aber auch als Metapher gesteuerter politischer Mitwirkung – oder als Mischung von beidem.
Ein sehr verheißungsvoller Auftakt, dessen Niveau allerdings nicht durchweg gehalten wird. Anschließend zieht das Publikum um in die Agora der offenen Spielfläche. Hier sollen sich Gruppen bilden und ein „Projekt“ ausarbeiten. Dann folgt der dritte Teil mit Tim Mroseks Sprechgesang-Einlage zur Gitarre, als apokalyptisches Themen-Allerlei mit dem ironisch wiederkehrenden Refrain „Wir haben nicht gezündelt“. Und schließlich ein Parforce-Monolog Manuel Mosers über Kunstfreiheit, Theater als elitäre Kunst, Netflix, Hubert Aiwanger oder Antisemitismus. Damit illustriert der Abend zunächst den Overkill des Politischen und die Orientierungslosigkeit in unseren Zeiten, die durch den (fordernden) Monolog noch verstärkt werden. Die Fragen, die c.t.201 damit allerdings zum politischen Theater (pT) stellt: Wer macht pT und zu welchem Zweck? Wer rezipiert pT? Was ist politisch am pT? – solche Fragen inklusive Antworten werden an diesem Abend eher zart gestreift als in aller Konsequenz gestellt.
Das politische Theater | R: Tim Mroszek | Orangerie | 7. - 10.3. | 0221 952 27 08
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