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Leere Säle bei Modellversuch

Im Wald der Zahlen

28. August 2014

EU-Studie über Video-on-Demand (VoD) – Filmwirtschaft 09/14

Vor einiger Zeit berichteten wir über eine Studie der EU, die ermitteln wollte, welchen Einfluss der zeitgleiche Start von Filmen im Kino und als Video-on-Demand hat. Gewünscht war ein starker Einfluss. Damals wurden rund 2 Mio. € in einen Test und die „Studie über neue Vertriebsstrategien für europäische Filme“ investiert. Die Ergebnisse wurden im Sommer in Cannes präsentiert, und man kam zu dem Ergebnis, dass „für bestimmte Filme Day & Date oder auch Direct-to-VoD in einem gesättigten Markt eine erfolgversprechende Vertriebsstrategie mit geringen Kosten“ sei. Man berichtete stolz: „Aus der Studie geht hervor, dass ein Film durch die gleichzeitige Veröffentlichung auf mehreren Plattformen zwischen 3% und 181% mehr Zuschauer erreicht hat. In jedem Fall scheint die gleichzeitige Auswertung im Kino und als VoD die Folge zu haben, dass grundsätzlich mehr Zuschauer gewonnen werden.“

Diese außerordentlich positive Einschätzung aus Brüssel wird mittlerweile von zahlreichen Journalisten zitiert, verbunden mit Kritik an traditionellen Vertretern der Filmwirtschaft, die sich neuen Geschäftsmodellen verschließen. Dabei steht zu befürchten, dass die Untersuchung selbst nicht gelesen wurde, denn beschäftigt man sich mit den konkreten Zahlen des zweijährigen „Day & Date“-Modellversuchs, kleine europäische Filme zeitgleich im Kino und als VoD zu starten, um mehr Besucher für sie zu gewinnen, kommt man zu einem desaströsen Ergebnis.

„Viramundo“

„Magnifica Presenza“

„The Spirit of '45“

„For Those in Peril“

Gesamt

Kinobesucher

7.216

11.914

36.024

4.099

59.253

VoD-Downloads

1.256

1.980

3.319

2.777

9.332

gesamt

8.472

13.894

39.343

6.876

68.585

VoD-Zuwachs

17%

17%

9%

68%

16%

Anzahl Länder

9

3

5

4

(Alle Daten aus: creative-europe-desk.de/artikel/2014-06-04/Studie-%FCber-neue-Vertriebsstrategien/?id=2486)

Die untersuchten Filme wurden einerseits im Kino gestartet und mit Fördermitteln zeitgleich auch online vermarktet. Die Download-Zahlen wurden dann als Wachstumskatalysator bewertet. Aber die VoD-Download-Zahlen und die Besucherzahlen der geförderten Filme im Kino waren bis auf drei Ausnahmen kaum messbar und für eine gewissenhafte, auch nur halbwegs seriöse wissenschaftliche Untersuchung eigentlich nicht verwertbar. Nur zwei Filme erreichten in insgesamt drei Territorien knapp über 10.000 Zuschauer. Und bei diesen Filmen ist die Quote 13%, 14% und 4,7% – aber auch 10.000 Zuschauer sind ja keine relevante Zahl, zumal in Frankreich! Es gibt auch einen Film mit der Quote 0%: Luxemburg, 170 Kinobesucher, kein VoD-Abruf, diese Quote nennt aber Creative Europa natürlich nicht! Ganz offensichtlich handelt es sich um Filme unterhalb der Wahrnehmungsschwelle. Einzig beim englischen Film „For Those in Peril“ kam eine VoD-Quote von 181% zustande – in Italien, wo der Film im Kino landesweit 488 Kinobesucher (!) hatte und 881 Downloads. Bei allen Filmstarts waren die VoD-Downloads also tatsächlich so gering, dass man sich fragt, was die am Modellversuch beteiligten Filmverleiher und VoD-Portale mit der finanziellen Unterstützung in Höhe von 2 Mio. EUR angestellt haben. Mit dem Betrag hätten in Europa 20 Kinos mit einer Anschubhilfe von je 100.000 EUR wiederbelebt oder neu gegründet werden können. Anders gerechnet wurden die 68.585 Nutzer (Kino + VoD) von der EU für jede bezahlte Nutzung mit über 29 EUR subventioniert.

KIM LUDOLF KOCH

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