Die Motion Picture Association of America (MPAA) ist zwar nur eine amerikanische Institution, dennoch ist sie die globale Buchhalterin für alles, was mit Kino zu tun hat. Jedes Jahr legt sie einen umfassenden Bericht über die wichtigsten Kennziffern der Unterhaltungsbranche vor, der einmal mehr das Flaggschiff der audiovisuellen Unterhaltung beleuchtet.
Mit 34,7 Milliarden $ ist erneut ein Umsatzrekord erzielt worden, der insbesondere den amerikanischen Studios einen Auftrieb für neue Produktionen gibt. Und die erfreulichen Nachrichten sind bis auf wenige Ausnahmen ebenfalls universell. Der mit 10,8 Milliarden $ wichtigste heimische Markt weist ein Plus von 6% auf, das im Gegensatz zu vielen Vorjahren nicht über teurere Tickets, sondern durch ein entsprechendes Besucherwachstum erreicht werden konnte. Der durchschnittliche Ticketpreis hat sich mit 7,93 $ nur minimal erhöht. Vielleicht ist dies auch ein Zeichen, dass man mit moderaten Preisen auch mehr Besucher anziehen kann. 1,36 Milliarden Tickets wurden in den USA verkauft, also 4,3 Kinobesuche pro Einwohner. Keine europäische Kinonation erreicht dies nur annähernd, in Deutschland waren es knapp 1,6 Besuche pro Kopf.
Mit 23,9 Milliarden $ Umsatz (67%) auf den internationalen Märkten konnte ebenfalls ein deutliches Wachstum realisiert werden. Besonders die boomenden Märkte China, Russland und Brasilien haben massiv zu dem Wachstum beigetragen. Vor allem China löste 2012 Japan als zweitgrößten Kinomarkt weltweit ab. Dort kam es zu einem Besucherplus von 36%, eine Folge der Tatsache, dass in China täglich etwa zehn neue Leinwände eröffnet werden. Gleichwohl ist China für amerikanische Filme noch ein enormer Wachstumsmarkt, da 2012 nur insgesamt 30 amerikanische Filme aufgeführt werden durften. Von allen internationalen Märkten war der europäische Kinobesuch 2012 der schwächste. Während die großen Filmnationen Frankreich, Großbritannien, aber vor allem die südeuropäischen Länder Besucherrückgänge zu verzeichnen hatten, war lediglich Deutschland mit einem Plus von 5% erfolgreich.
Die Kinobesuchszahlen wurden an 130.000 Leinwänden weltweit erzielt. Davon waren Ende letzten Jahres zwei Drittel digitalisiert, die Hälfte davon wiederum ist 3D-fähig. 17% der gesamten Kinoeinnahmen fielen auf 3D-Filme.
Platz Land Umsatz in Mrd. $
1 USA 10,8
2 China 2,7
3 Japan 2,4
4 Großbritannien 1,7
5 Frankreich 1,7
6 Indien 1,4
7 Deutschland 1,3
8 Südkorea 1,3
9 Russland 1,2
10 Australien 1,2
Hinsichtlich der Demographie wurde nur der heimische Markt in den USA untersucht. Überrascht zeigt sich der Bericht darüber, dass erstmalig mehr Frauen als Männer ins Kino gingen, ein für Deutschland schon lange typischer Befund. Während vor einigen Dekaden Kino noch ein Vergnügen für fast alle Menschen war, verringert sich die Zahl der Kinogänger. 57% aller Eintrittskarten werden an Personen verkauft, die mindestens einmal pro Monat ein Kino aufsuchen. Das einzige Problem an diesen guten Zahlen ist, dass die Erwartungen für ein weiteres Wachstum umso höher sind und das Erreichen umso schwieriger wird.
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