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„Denkmalnach“, Agii Gosse
Foto: Thomas Dahl

Makroproteste in der Mikrowelt

11. März 2024

Agii Gosse in der Galerie Landmann-31 – Kunstwandel 03/24

In der vielleicht kleinsten Galerie Kölns werben ausgediente Figuren aus Kinderzimmern für eine kritische Haltung gegenüber Antidemokraten, Kriegstreibern, Rassisten, Antisemiten, Sexisten und Tierquälern. Die Künstlerin Aggii Gosse lässt in der besucherfreundlichen Passage auf rund neun Quadratmetern weltbekannte Charaktere wie Snoopy, Tim & Struppi, Kermit der Frosch, Mickey Mouse, Pooh der Bär, Mr. Spock, die WG-Mitglieder Bert und Ernie aus der Sesamstraße, streitbare Familienmitglieder der Schlümpfe, E.T., das Krümelmonster, Superwoman und Biene Majas Sidekick Willi sowie einen angepissten Igel aufmarschieren.

Seit circa 20 Jahren widmet sich Agii Gosse der Sammlung jener Objekte und platziert diese auf gefundenen Holzblöcken. Wichtigstes Kriterium neben der humanistischen Grundeinstellung ist die Fähigkeit, ein Protestschild in den Händen respektive Klauen zu halten. Die sozialkritischen, mitunter äußerst humoresken Aussagen transportieren die politische Debatte auf einer originellen Ebene in das Bewusstsein der Betrachter:innen. So setzt sich etwa ein leidenschaftlicher Honigliebhaber namens Pooh für die Rettung der fleißigen Insekten ein, während der sonst für seine Trägheit in Erinnerung gebliebene Bienenjunge Willi ein vehementes, wütendes „Wir sind das Volk!“ verlautbart. Doch auch die bildende und darstellende Kunst erhält im Protestzug eine rote Karte: „Hiermit trete ich aus der Kunst aus.“ – „Ich auch.“ – „Ich auch.“, quittieren drei empörte Stoffhasen das Bekenntnis „Beuys liebt dich“ eines Artgenossen. „Manchmal überleben die Falschen“ gibt in unmittelbarer Nähe der ausgestorbene Tyrannosaurus Rex zu bedenken, während sich empörte Gartenzwerge als die wahren Helden der Arbeit offenbaren. Für Diversität machen sich dagegen Lämmer im rosafarbenen und grünen Wollgewand stark. Auch die Black Lives Matter-Bewegung findet ihren Platz in der Mikrowelt der Makroproteste. Die ungewöhnliche Werkschau in der Galerie Landmann-31 wurde kuratiert von Georg Schnitzler. Die Künstlerin nimmt gerne vermeintlich ausgediente Figuren für zukünftige Aktionen gegen kostenlose Überlassung in Empfang.

Agii Gosse: Denkmalnach | bis 29.3., täglich 10-22 Uhr | Landmann-31 | 0221 29 21 93 11

Thomas Dahl

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