Salman Rushdie nannte „American Mother“ eine „atemberaubende Geschichte von Gewalt und Vergebung“. Das Buch des irischen Erfolgsautors Colum McCann gibt der Stimme einer Mutter Raum, die ihren Sohn durch ein erschütterndes Verbrechen verloren hat: Diane Foley. 2014 inszenierte die Terrorgruppe Islamischer Staat in der syrischen Wüste die Enthauptung des amerikanischen Journalisten James W. Foley und stellte das schockierende Video des Mordes ins Netz.
Fast zwei Jahre lang hielt der IS den mutigen Kriegsberichterstatter und drei weitere Menschen gefangen und folterte sie. Sieben Jahre später sitzt die Mutter, Diane Foley, einem zum Islam übergetretenen Briten gegenüber, der ihren Sohn gekidnappt, gefoltert und ermordet hat. Sie strebt nach Wahrheit, will wissen, was den Mörder ihres Sohnes angetrieben hat. Und sie will dem Hass keinen Raum geben, reicht ihm am Ende die Hand. „Ein Zeugnis über die Macht von Vergebung“, nannte die Zeit dieses Buch.
Das Theater zeigt als Auftragswerk „American Mother“ als letzte Musiktheater-Premiere unter der Intendanz von Francis Hüser. Basierend auf dem Buch von Foley und McCann erzählt die rund 90-minütige Oper die Geschichte jenes schicksalhaften Tages im Leben von Diane Foley, an dem sie im Oktober 2021 in einem Gerichtsgebäude im US-Bundesstaat Virginia dem Täter gegenübersitzt. Die Musik stammt von der britischen Komponistin Charlotte Bray, die nach der Kammeroper „Entanglement“ (2015) mit „American Mother“ ihre erste große Oper vorstellt.
Charlotte Bray hat u.a. bei Mark Anthony Turnage studiert. Seit 2010 ihr Violinkonzert „Caught in Treetops“ mit der Birmingham Contemporary Music Group und ihr Orchesterwerk „Beyond a Fallen Tree“ vom London Symphony Orchestra uraufgeführt wurden, hat Bray für viele bedeutende Ensembles und Festivals Musik geschrieben, so das London Philharmonic Orchestra, die London Sinfonietta oder die Festivals in Verbier, Aldeburgh und Aix-en-Provence. Travis Preston, Künstlerischer Leiter des CalArt Center for New Performance in Kalifornien, inszeniert die Uraufführung in der Ausstattung des international gefragten Bühnen- und Kostümbildners Christopher Barreca. Am Pult des Philharmonischen Orchesters Hagen steht der seit 2017 amtierende GMD Joseph Trafton, der das Haus mit Ende der Spielzeit ebenfalls verlässt.
American Mother | 31.5. (UA), 9., 14., 18., 27.6. | Theater Hagen | 02331 207 32 18
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