POLITIK-LABOR – Ein Thema, drei Schwerpunkte: Aufmacher, Interviews, Europa-Artikel, Glosse und Lokaltexte aus Köln, Wuppertal und dem Ruhrgebiet
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Gesund und munter / Wie lange und was, wenn nicht?
Intro (Link zur Langfassung)
Gesundheit ist kein Geschäft! Dieser Grundsatz galt jedenfalls einst für Deutschlands Krankenhäuser: Das Krankenhausfinanzierungsgesetz verbot ihnen, Gewinne zu machen. 1985, unter einer Regierung aus CDU/CSU und FDP, änderte sich das. Klagen über ein unterfinanziertes Krankenhaussystem, Personalnot oder profitgetriebene Therapiemodelle begleiten seitdem die Entwicklung. Da ist der Eindruck, in einem schnelleren medizinischen Alltag sei es für Patienten schwerer geworden, mit ihren Sorgen und Fragen ernst genommen zu werden. Da ist der Wunsch vieler Menschen, bis ins hohe Alter eigenständig zu leben. Der schlechte Ruf der Altenpflege legt es ohnehin nahe, sich nach Alternativen zum Altenheim umzusehen. Da ist die Kritik gegen die sog. Zweiklassenmedizin, die zwischen gesetzlich und privat Versicherten unterscheidet. Wer leidet unter dem Gesundheitssystem, wer profitiert davon und wie kann man alt und auch gebrechlich werden und Teil der Gesellschaft bleiben?
Gesund und munter / Wie lange und was, wenn nicht?
Teil 1: Wenn Ärzte Fehler machen
Die Covid-Pandemie lässt Fragen zurück: Gibt es Impfschäden, wie verbreitet sind sie? Die Frage, ob sie Schäden infolge medizinischer Behandlungen erlitten haben, stellt sich aber auch unabhängig von einer pandemischen Katastrophe täglich für unzählige Menschen. Das Fehlermeldesystem CIRS ist für deutsche Krankenhäuser verpflichtender Teil des Risiko- und Qualitätsmanagements. Unfassbare Geschichten über fälschlich amputierte Körperteile oder in Körpern vergessene OP-Instrumente sind verbreitet. Weniger spektakulär ist schlechte Arzt-Patienten-Angehörigen-Kommunikation – die allerdings als Hauptgrund für misslingende Behandlungen gilt, in deren Folge Krankheitsbilder nicht genügend abgeklärt werden, Patientenaufklärung vernachlässigt wird usw. Zu Gründen und Ursachen zählen Routinen, Zeitmangel, mangelndes Problembewusstsein, Kompetenzenanmaßung durch Ärzte oder Fachjargon. Welche Hilfen können Betroffene im Schadensfall erwarten und wer übernimmt die Verantwortung?
Gesund und munter / Wie lange und was, wenn nicht?
Teil 2: Wenn man älter wird
Droht die „graue Wohnungsnot“? Senioren in Eigenheimen, die sie längst nicht mehr voll nutzen, nachdem die Kinder ausgezogen sind und die Rente kaum zum Heizen reicht – im Umkehrschluss junge Familien, die in kleinen Wohnungen festhängen, weil große Wohnungen oder Häuser Mangelware oder unerschwinglich sind. So verbinden sich Bau-, Mieten- und demographische Krise zu einem Generationenproblem. Wie steht es um generationenübergreifende Wohngemeinschaften oder -genossenschaften; um betreutes Wohnen im barrierefreien Gebäudekomplex mit grünem Innenhof; wie sehr sollte die Qualität eines Altenheimplatzes vom eigenen Geldbeutel abhängen dürfen; wie können sich fachliche/medizinische ambulante Pflege und soziales Ehrenamt ergänzen, um Menschen so lange wie möglich ein körperlich beschwerdearmes und geistig/sozial anregendes Leben zu ermöglichen; hat öffentliches/soziales Bauen die Belange der Alten im Blick und wie weit sollte privates Bauen diese Belange ignorieren dürfen?
Gesund und munter / Wie lange und was, wenn nicht?
Teil 3: Wenn Medizin ein Privileg ist
Sprechstundentermine bekommen, zumutbare Wartezeiten, aufmerksame Konsultationen, damit sind für viele Patienten frustrierende Erfahrungen verbunden. Anekdoten über Privatversicherte, die dergleichen nicht oder kaum erdulden müssen, sind verbreitet, genauso wie fundierte Kritik angesichts dieser Ungleichbehandlung. So zahlen gesetzlich Versicherte insgesamt den größten Beitrag zum Gesundheitssystem. Privat Versicherten würde allerdings manche unnötige Behandlung zuteil und nicht selten sei eine private Krankenversicherung eine große Belastung, wenn bspw. im Alter das Geld knapper werde. Wie solidarisch kann das Gesundheitssystem sein, wenn etwa Selbständige/Freiberufler oder ‚Großverdiener‘ nicht verpflichtend gesetzl. krankenversichert sind? Daneben gibt und gab es weitere Versuche und Ideen, die Kosten des Systems umzuverteilen, die gerade ärmere Bürger treffen. Wie solidarisch ist das öffentliche Gesundheitssystem, wäre eine einzelne verbindliche Krankenkasse die beste Option?
Gesund und munter / Wie lange und was, wenn nicht?
Teil 4: Das Wohnprojekt Humanitas Deventer verbindet Generationen – Europa-Vorbild: Niederlande
Die Niederlande sehen sich einer doppelten Herausforderung gegenüber: Die Alterung der Gesellschaft und die zunehmende Wohnungsknappheit in städtischen Ballungsräumen forcieren die Suche nach Lösungen. Das Leuchtturmprojekt Humanitas Deventer ist ein Pflegeheim, das Studenten eine kostenlose Unterkunft bietet. Es verringert die Isolation von Senioren und entlastet zudem den Wohnungsmarkt. Im Pflegeheim der ostniederländischen Stadt Deventer wohnen seit 2012 rund hundertsechzig Senioren zusammen mit vierzig Studenten. Letztere zahlen keine Miete, verpflichten sich jedoch, mindestens 30 Stunden pro Monat mit den Bewohnern zu verbringen. Studien belegen, dass regelmäßiger sozialer Kontakt die Lebensqualität älterer Menschen verbessert: Die Häufigkeit von Depressionen verringert sich und die kognitive Leistungsfähigkeit bleibt länger erhalten. In einer Stadt, in der die Mietpreise seit 2015 um mehr als 30 Prozent zugenommen haben, profitieren die Studenten von erschwinglichem Wohnraum.
Gesund und munter / Wie lange und was, wenn nicht?
Teil 5: Glosse – Wenn der Shareholder das Skalpell schwingt … und der Patient zur Cashcow wird
Vor einigen Tagen begab es sich, dass mein Zipperlein zu jucken begann. Es war kein Hühnerauge und auch nicht die gichtsteife Hüfte, sondern eine wackere Wunde. Nachdem ich mich zweimal verwählt hatte, erreichte ich endlich die 112. Eine dieser Text-zu-Sprache-Stimmen fragte mich nach der Art meiner Verletzung, meinem Standort sowie meinem Namen und meiner Versicherungsnummer. So machte ich gemäß den Vorgaben meine Angaben. „Vielen Dank“, sagte die unangemessen enthusiastische Synthesestimme. „Ein Sammel-Kranken-Transport ist auf dem Weg und wird in 40 bis 60 Minuten bei Ihnen eintreffen. Wenn Sie einen Link zu einem Erste-Hilfe-für-Platzwunden-Video von Ihrer Krankenkasse wünschen, bestätigen Sie jetzt mit ‚Ja‘.“ Prompt bekam ich den Link zugeschickt, kam aber über die vorgeschalteten Werbespots nicht hinaus. Das Video hätte ich mir eh nicht ansehen können – wegen der Mengen an Blut, die ungebändigt aus meiner Stirn sprudelten und meine Augen verklebten.
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Hört das Signal
Intro – Gesund und munter
So ein Pech
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Gesundheit ist Patientensache
Teil 1: Lokale Initiativen – Die Patientenbeteiligung NRW in Köln
Heimat statt Pflegeheim
Teil 2: Leitartikel – Seniorengerechtes Bauen und Wohnen bleibt ein Problem
„Wo Regelmäßigkeit anfängt, sollte Nachbarschaftshilfe aufhören“
Teil 2: Interview – Architektin Ulrike Scherzer über Wohnen im Alter
Gemeinsam statt einsam
Teil 2: Lokale Initiativen – Wohnen für Senior:innen bei der Baugenossenschaft Bochum
Privatvergnügen
Teil 3: Leitartikel – Die Zweiklassenmedizin diskriminiert die Mehrheit der Gesellschaft
„Das Gesundheitssystem wird unter Druck geraten“
Teil 3: Interview – Arzt Bernhard Winter über den Vorwurf einer Zweiklassenmedizin
Verbunden für die Gesundheit
Teil 3: Lokale Initiativen – Wuppertals Selbsthilfe-Kontaktstelle unterstützt Bürgerengagement
Senioren und Studenten müssen warten
Das Wohnprojekt Humanitas Deventer verbindet Generationen – Europa-Vorbild: Niederlande
Wenn der Shareholder das Skalpell schwingt
… und der Patient zur Cashcow wird – Glosse