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Muxmäuschenstillˣ

Muxmäuschenstillˣ
Deutschland 2024, Laufzeit: 99 Min., FSK 12
Regie: Jan Henrik Stahlberg
Darsteller: Jan Henrik Stahlberg, Bettina Hoppe, Sophie Roeder

Moderne Robin Hood-Satire

Unterdrückte dieser Welt, vereinigt euch
"
Muxmäuschenstillx von Jan Henrik Stahlberg

Vor 20 Jahren schrieb Jan Henrik Stahlberg bereits das Drehbuch zum ersten „Muxmäuschenstill“-Film (Regie damals: Marcus Mittermeier) und schlüpfte in die Hauptrolle des Herrn Mux, der Jagd auf Parksünder, Schwarzfahrer, Ladendiebe und Graffiti-Sprüher machte und sie zu besseren Menschen umerziehen wollte. In dieser Fortsetzung führt Stahlberg nun auch Regie und lässt seinen Mux erneut für eine bessere Welt kämpfen. Nach einem schweren Unfall (er ist am Ende des ersten Films wohl doch nicht gestorben) liegt Mux jahrelang im Wachkoma. Während dieser Zeit formuliert er in Gedanken sein Manifest des Muxismus, in dem er alle aktuellen links-grünen Themen aufgreift. Grundeinkommen, faire Arbeitsbedingungen und Löhne, bezahlbare Mieten, Gendergerechtigkeit, Steuern für Reiche. Die Liste der Ungerechtigkeiten, die der Neoliberalismus entfacht hat, ist lang, ein Richtungswechsel zwingend notwendig. Kaum aus dem Koma erwacht, beginnt er, mit seinem Manifest seine Ideen für eine bessere Welt hinauszuposaunen. Doch seine Forderungen stoßen in der Großstadt weitgehend auf taube Ohren. Also begibt er sich in den strukturschwachen Osten, wo die Menschen empfänglicher für radikale Ideen sind. Mit populistischen Mitteln und den PR-Tipps seiner Schwester Vera (Bettina Hoppe) gelingt es ihm, die Medien auf sich aufmerksam zu machen, eine kleine Gefolgschaft von Abgehängten zu mobilisieren und jene, die Vermögen haben, durch Erpressung, Kidnapping und ähnliche Methoden zum Spenden für die Sache zu zwingen. Sogar ein bisschen Liebe ist im Spiel, als er die Sängerin Rike (Sophie Roeder) kennenlernt.

Stahlberg will mit seiner Satire nicht nur unterhalten, sondern die Zuschauer:innen aufrütteln, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen. Nicht zufällig startet der Film am 1. Mai, dem Tag der Arbeit und des Arbeitskampfes, und wird mit Sonderscreenings von AWO und DGB begleitet. „Wir alle leben von Lohnarbeit. Immer mehr können nicht mehr von ihr leben. Das ist ein Thema, das diese Gesellschaft radikal betrifft“, sagt der Autor. Sein Mux ist ein zorniger Kämpfer gegen den Neoliberalismus – im Gegensatz zu den vielen angepassten Menschen im Land, die sich zwar auch ständig über die Missstände beklagen, sich aber gleichzeitig mit ihrem Los abfinden. Mux fordert eine gerechtere Gesellschaft, greift aber zu fragwürdigen Mitteln, etwa wenn er die Rückverteilung des Wohlstands mit unlauteren Methoden erzwingt. Der Film wirft die Frage auf, wo die Grenzen verlaufen zwischen „gutem“ Aktivismus und „diktatorischen“ Methoden. Der Filmemacher klärt uns gleich am Anfang auf, dass es sich um eine Satire handelt, was die widersprüchlichen Methoden seines Antihelden erklären (entschuldigen?) soll. Der Film hat mir ein paar Mal ein Schmunzeln entlockt, aber irgendwann war ich Mux‘ Eifer überdrüssig – und auch am tapferen Kämpfer geht nicht alles spurlos vorüber.

(Tina Adomako)

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