Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
21 22 23 24 25 26 27
28 29 30 1 2 3 4

12.599 Beiträge zu
3.824 Filmen im Forum

Sarah Aristidou
Foto: Neda Navaee

Aus grellem Sonnenlicht

13. März 2023

Sarah Aristidou in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 03/23

Als Stanley Kubrick in seinem Filmklassiker „2001 – Odyssee im Weltraum“ das Erscheinen des glatten schwarzen Steins mit Musik unterlegen wollte, griff er auf das Orchesterwerk „Atmosphères“ (1961) des ungarischen Komponisten György Ligeti zurück. Damit verhalf er einer Musik zu einer Breitenwirkung, die ihr Erfinder Ligeti nicht angestrebt hatte – dieses Werk wurde ein Klassiker der Avantgardemusik, die Stilistik wurde als „Weltraum-Musik“ charakterisiert.

Ebenso spektakulär ist seine Komposition „Lux aeterna“ für 16-stimmigen A-cappella-Chor (1966), heute fester Bestandteil des Repertoires eines anspruchsvollen Chores. Das Faszinosum war der neue Ansatz Ligetis. „Ich versuchte, das strukturelle kompositorische Denken, das das motivisch-thematische ablöste, zu überwinden und dadurch eine neue Formvorstellung zu verwirklichen.“ (Ligeti imProgrammheft Donaueschinger Musiktage 1961)

Dies gilt auch für das Orchesterwerk „Lontano“, das jetzt das WDR Sinfonieorchester in seinem „Ligeti-Experiment“ aufführt. Lontano heißt im Italienischen „entfernt“ und es geht in diesem Werk um räumliche Perspektiven. Die durch die Kompositionsstruktur intendierte „imaginäre Perspektive“ aus simultanen, sich in verschiedenen Geschwindigkeiten abspulenden, einander überlagernden harmonischen Verläufen beschrieb der Komponist: Die „Räumlichkeit“ dieser Musik entfalte sich dem Zuhörer „allmählich, wie wenn man aus grellem Sonnenlicht in ein dunkles Zimmer tritt und die Farben und Konturen erst nach und nach wahrnimmt“. (György Ligeti, Ges. Schriften, Mainz 2007)

Ligeti, 1923 im heutigen Rumänien geboren, entging wegen seiner jüdischen Herkunft nur knapp dem Tode im Zweiten Weltkrieg. Aus politischen Gründen verließ er Budapest 1956, arbeitete 1957 im Studio für Elektronische Musik in Köln, lernte hier die Avantgarde rund um Karlheinz Stockhausen kennen und war von 1973-89 Professor für Komposition an der Musikhochschule in Hamburg.

Aus Ligetis einzig abendfüllender Oper „Mysteries of the Macabre“ erklingen wilde Koloraturarien, an denen sich die temperamentvolle französisch-zypriotische Sopranistin Sarah Aristidou versucht – zeitgenössische Musik bedarf solch außergewöhnlich neugieriger Interpreten, die ihre Lust an neuem Terrain vermitteln können. In Köln laufen zusätzlich Videos, jemand malt in Sand – das klingt ganz schön schrill. 

Das Ligeti-Experiment | Do 23.3. 19 Uhr | Kölner Philharmonie | 0221 280 280

Olaf Weiden

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

The Accountant 2

Lesen Sie dazu auch:

Kindheit zwischen Flügeln
Anna Vinnitskaya in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 04/25

Musikalische Alltagsgegenstände
Das Kinderkonzert „Luftballons“ in Köln

Entgegen der Erwartung
4. stARTfestival der Bayer AG in Leverkusen – Festival 04/25

Über Glaubensfragen
Mendelssohns „Elias“ am Theater Krefeld-Mönchengladbach – Klassik an der Ruhr 04/25

Besuch aus Schweden
Nina Stemme singt Mahlers „Kindertotenlieder“ in Köln – Klassik am Rhein 03/25

Opernstar zum Anfassen
„Festival Joyce DiDonato & Friends“ in Dortmund – Klassik an der Ruhr 03/25

Ein absoluter Tenor
Michael Spyres in der Philharmonie Essen – Klassik an Ruhr 02/25

Von Heilern und Kindern
Abel Selaocoe in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 02/25

Die Feste feiern, wie sie fallen
Jan Lisiecki in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 01/25

Zum Auftakt ein Höllentanz
Martynas Levickis mit „Best of Piazzolla“ in Essen – Klassik an der Ruhr 01/25

Friedenslieder zum Jahresende
„Silvesterkonzert – Bernstein & Gershwin“ in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 12/24

Originelle Qualität
„Weihnachten mit Daniel Hope“ in der Philharmonie Essen – Klassik an der Ruhr 12/24

Klassik.

HINWEIS