Saat des Antisemitismus
Holgers letzte Worte – 01/26
Neulich lief ich durch Bonn und stieß auf die Demo „Stoppt den Genozid“. Mal wieder. Es hätte auch jede andere Stadt sein können. Seit zwei Jahren gehören die Kundgebungen zum Stadtbild. Wie immer man auch zur Kriegsführung Israels stehen mag: Häufig dient die Kritik daran auch als Vorwand, um Vorurteilen gegen Juden freien Lauf zu lassen.
Diese Vorurteile sind fest verankert, seit Jahrhunderten. Es bleibt eine Zumutung, wenn der Spitzenkandidat der AfD für die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, sich weigert, die NS-Verbrechen „als das Schlimmste der Menschheit“ anzuerkennen. Oder wenn Teilnehmer der Demo in Israels Kriegsführung Parallelen zur industriellen Vernichtung der europäischen Juden durch die Nazis sehen.
Was tun?! Die Zeitzeugen werden immer weniger – leider auch auf der Seite der Überlebenden der Shoah. Umso wichtiger ist es deshalb, andere Formen der Erinnerung und der Aufklärung zu stärken. Ein erfreuliches Zeichen in finsteren Zeiten ist daher die Nachricht, dass mit Yad Vashem die weltweit bedeutendste Holocaust-Gedenkstätte neben ihrem Stammsitz in Jerusalem auch ein Bildungszentrum in NRW plant.
Als Favorit gilt Köln, wo es die älteste jüdische Gemeinde „nördlich der Alpen“ gibt. Mehr als 80 Jahre nach der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz und der Niederlage Nazideutschlands hat sie wieder rund 5.000 Mitglieder, deren Leben von vielen Seiten bedroht wird. Eine Bildungsstätte kann das Denken der alten und neuen Antisemiten nicht ändern, aber sie kann eventuell verhindern, dass die Saat weiter aufgeht.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
