Das Leben hat einen komischen Humor. Und so verwundert es nicht, dass ausgerechnet die Orte von der Corona-Pandemie besonders betroffen sind, an denen man gemeinsam mit anderen Menschen lachen und darüber letztlich auch neue Lebensmöglichkeiten diskutieren kann. Viele geschlossene Theater und arbeitslose Künstler*innen haben in den letzten Wochen finanziell sehr still gelitten – und, ehrlicher noch als viele andere Opfer der Pandemie, auch auf die merkwürdig komplexen Seiten dieser Krisentage verwiesen.
Doch nun, den Sommer im Rücken, wünscht man sich, endlich livehaftig einen Menschen zu treffen, der durch seine Erzählungen und Überzeugungen unser Leben hinterfragt. Eben von einer Bühne herab. Auch wenn das in diesen Tagen thematisch gar nicht so einfach scheint. Ist der Corona-Virus der „Tritt in den Hintern von Mutter Natur“, wie es gleich im März der jordanische König Abdullah II. meinte? Lässt sich das Verhalten in der Pandemie satirisch auf die Spitze treiben? Wer klammert jetzt mehr – die Risikogruppen, die partout nicht vor die Tür wollen, oder die Unternehmer, die an ihren alten Geschäftsmodellen festhalten und den Staat auf Schadenersatz verklagen?
Eins ist mal sicher: Das Leben hat sich in den letzten Monaten verändert. Viele Menschen sind einsamer geworden, vermissen Umarmungen oder gemeinsame Essen und Treffen. Andererseits hat sich an der menschlichen Natur Nullkommanix geändert. Besserwisser und Reaktionäre, Meinungsterroristen und Kommentarkretins haben noch einmal aufgerüstet. Eigentlich gute Zeiten fürs Kabarett. Dass viele Veranstaltungen nur vor halbvollen Sälen stattfinden können, erinnert einen womöglich an einige glorreiche Abende mit noch unbekannten Künstler*innen.
Aber das macht nichts. Im Gegenteil. Der Esprit einer Künstlerin oder eines Künstlers wird zwar von lautem Gelächter, das in einem vollen Theater eben garantiert ist, angespornt, aber Corona hat uns im besten Fall auch den Wert des Wartens und der Stille vermittelt. In irgendeinem Posting stand neulich sinngemäß: „Vielleicht waren wir früher zu oft da, wo wir eigentlich gar nicht sein wollten. Ganz sicher werden wir nach Corona die suchen und besuchen, die wir wirklich lieben.“ Die Kabaretts werden sicher von der neuen Lust an dem, was wirklich zählt, profitieren. Denn genau davon haben sie ja immer schon erzählt.
Kabarett-Tipps für die nächsten Tage:
Die wundervolle Sarah Hakenberg gastiert am Donnerstag, 10.9. um 20.15 Uhr im Senftöpfchen. An gleicher Stelle gastiert die Kanzlerinnen-Flüsterin Simone Solga am Di. 22.9.
Im Gloria spielt Maxi Gstettenbauer am Di. 22.9. um 20 Uhr sein „Next Level“ – als exklusive Preview.
Die gebürtige Russin Liza Kos lässt die Vorurteile scheppern – am Fr., 18.9. um 20 Uhr im Theater 509 im Bürgerhaus Stollwerck.
Der geniale Sätze-Ausbremser Rolf Miller besucht mit seinem neuen Solo „Obacht!“ am Do. 24.9. um 20 Uhr die Comedia.
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