Missbrauch von Macht findet sich überall. Erst kürzlich führte eine Recherche des Spiegels und der Deutschen Welle über den Machtmissbrauch an einigen der renommierten Max-Planck-Institute für Aufsehen. Etliche Arbeitnehmer:innen berichteten von Beleidigungen und Drohungen durch ihre Vorgesetzten. Dass Fälle wie diese an die Öffentlichkeit geraten, ist eher selten. Meist sind es prominente Fälle aus der Kunst- und Kreativbranche, die auf großes mediales Interesse stoßen. Dabei ist personenbezogener Machtmissbrauch im Arbeitsumfeld nicht auf bestimmte Berufe beschränkt: Er findet täglich und branchenübergreifend statt.
Das erhalte zu wenig Aufmerksamkeit, findet die Unternehmerin und freie Journalistin Lena Marbacher. Sie war Gesellschafterin und Führungskraft in einer selbstorganisierten Unternehmensberatung, bevor sie das Wirtschaftsmagazin Neue Narrative mit gründete. Im erfolgreichen Band „Unlearn Patriarchy“ von 17 feministischen Autor:innen erschien sie mit einem Beitrag über Arbeit. Das Thema Machtmissbrauch im Arbeitsumfeld ist ihr besonders wichtig, da sie es für allgegenwärtig hält: „Jeder kennt irgendjemanden, der seine Macht missbraucht oder unter Machtmissbrauch leidet.“
Genau darum geht es Marbacher in ihrem Buch „Arbeit Macht Missbrauch. Eine Gesellschaftskritik“ (2024). Hier befasst sie sich mit Fällen von Machtmissbrauch aus unterschiedlichen Berufsfeldern und setzt sie in Bezug zueinander. Ihr Ziel ist es, Strukturen des Machtmissbrauchs abzuleiten und Umfelder zu identifizieren, die den Missbrauch von Macht überhaupt erst ermöglichen. Marbacher meint, dass jeder zum Opfer von Machtmissbrauch werden könne. Minderheiten wie FLINTA-Personen seien zwar öfter von Machtmissbrauch betroffen, aber eben nicht allein. In der Gesundheitsbranche, in der 70 Prozent der Führungskräfte weiblich sind, seien z.B. überwiegend Frauen die Täter:innen.
Am 6. Mai spricht Marbacher in der Kölner Stadtbibliothek über ihr Buch und die Entstehung und Bekämpfung von Strukturen, die Machtmissbrauch begünstigen. Moderiert wird die Veranstaltung von Journalistin Marianna Deinyan.
Lena Marbacher: Arbeit Macht Missbrauch. Eine Gesellschaftskritik | Di 6.5. 19 Uhr | Stadtbibliothek Köln | 0221 22 12 38 28
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