Der Juli – ein Monat, der sommerliche Gefühle von Freiheit, Leichtigkeit und Freude versprüht, wie im Haiku von Yosa Buson so treffend wie knapp zum Ausdruck gebracht: „Den Sommerfluss durchqueren – / was für ein Spaß! / Die Strohsandalen in der Hand.“ Im Juli feiern die Franzosen ihren Nationalfeiertag und die USA ihren Unabhängigkeitstag. Ups! Sorry, dass ich die USA an dieser Stelle erwähne, wo Trump uns jeden Tag mit neuen Ungeheuerlichkeiten schockt. Das trübt jetzt wahrscheinlich das Sommer-Leichtigkeitsgefühl, das ich gerade heraufbeschwören will. Genauso wie schwer verdauliche Medienberichte über Polen, wo sich die Mehrheit erst kürzlich für einen rechten Präsidenten entschieden hat, oder über die Kriege im Sudan, Gaza oder in der Ukraine.
Einiges an leicht verdaulicher Kost bietet dagegen das Kino im Sommer. Die Kinder haben Ferien, passend dazu starten neue Animationsfilme für die ganze Familie, darunter „Die Schlümpfe – Der große Kinofilm“, ein Musical mit der Blue Man Group und „Grand Prix of Europe“, ein rasendes Abenteuer mit Ed und Edda, den Maskottchen des Europaparks. Mit Martina Pluras „Mädchen Mädchen“ erhält die Teenie-Komödie von 2001 eine auf die Gen Z angepasste Version und trägt den Sommer schon im Untertitel: „Hot Girl Summer“. Die Romanverfilmung „Hot Milk“ hat zwar auch „Hot“ im Titel, hat aber nichts mit sommerlicher Unbeschwertheit zu tun – auch wenn sich die Handlung im Sommer, in Spanien und am Meer abspielt. Ist aber auch ohne Leichtigkeit sehenswert.
Wie auch „Der Salzpfad“, ein ruhiger Film, der von einer Sommerwanderung unter widrigen Umständen entlang der Küste Südenglands erzählt. Ein Film mit einer positiven Botschaft, bei dem das wandernde Paar – der Mann todkrank, beide mittellos – viel über sich lernt. Aber kehren wir zurück zur leichteren Kost. In „Vier Mütter für Edward“ erlebt der schwule Titelheld ein chaotisches Wochenende – und das Publikum intelligenten Humor mit einer Portion Gesellschaftskritik.
Zwerchfellmassage bietet „Schwarze Schafe“, Oliver Rihs Remake seiner gleichnamigen überdrehten Komödie aus dem Jahr 2006, die eine Reihe skurriler Charaktere im heißen Berliner Sommer begleitet. Reinsten Slapstick boten in den 1980er/90er Jahren David Zuckers „Die nackte Kanone“-Filme. Im Juli gibt es ein Sequel. Allerdings nicht von Zucker, der sich bereits im Vorfeld negativ über den Film geäußert hat. Weder findet er die Titelbesetzung mit Liam Neeson passend (Leslie Nielsen, die Verkörperung seiner nackten Kanone, starb 2010). Noch glaubt er, dass dieser Film an den Witz und Klamauk seiner Originale heranreicht. Soll das Kinopublikum das entscheiden. Ich glaube, den eher für Action- und Drama-Rollen bekannten Liam Neeson als Nachfolger von Leslie Nielsen zu erleben, könnte echt Spaß machen!
Kino macht Spaß – und, je nachdem, für ein paar Stunden glücklich. Was Menschen sonst noch glücklich macht? In „Agent of Happiness“ ziehen zwei Glücksagenten durch Bhutan, das einzige Land, in dem das Bruttonationalglück gemessen wird.
Ich wünsche Ihnen einen leichten und glücklichen Sommer.
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