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Roy Lichtenstein im Studio, 1964
Foto: Ken Heyman

Coole Jungs

05. Februar 2015

Ken Heyman fotografierte die Pop Art in ihrer Geburtsstunde – Kunst 02/15

Köln wird wieder einmal von der Pop Art eingeholt. Über 100.000 Besucher strömten zur Ausstellung „Ludwig Goes Pop“, um die Ikonen der sechziger Jahre zu bewundern. In der Photographischen Sammlung zeigt Jim Dine – einen der Künstler, die zur ersten Stunde des Pop Art gehörten – seine neuen großformatigen Fotos in ihrer ganzen farbintensiven Pracht. Im Kölner Süden, genauer gesagt im Forum für Fotografie, kann man hingegen mit den „Popartportraits“ einen Blick in die Kernzelle dieser Kunstrichtung werfen. Ken Heyman, treuer Begleiter der legendären Ethnologin Margaret Mead, erkundete für ein Fotobuch-Projekt 1964 die Factory, jenen verlassenen Industriekomplex Ecke 231 East, 47th Street in New York, den Andy Warhol ausgekundschaftet hatte.

Hier befand sich das Biotop, in dem Claes Oldenburg seine weichen Skulpturen entwarf, Tom Wesselmann seine Badezimmer-Installationen montierte, James Rosenquist seine Großfomate malte, Roy Lichtenstein die Comics aufblies und Andy Warhol, der Chef, provokant vor seinen Brillo-Kartons posierte. Heyman fängt die Arbeitsatmosphäre ein, die Konzentration und die Lässigkeit, mit der die jungen Künstler ihre Gewissheit darüber ausdrücken, dass sie die Stars von morgen sein werden. Hier liegt vielleicht auch der Zauber dieser Arbeiten, die über Jahrzehnte ihre Frische bewahren konnten. Denn Heyman knipste eben keine Götter für Hochglanz-Magazine, sondern spürte sensibel der Atmosphäre nach, die in die Factory Einzug gehalten hatte. 1963 gehören Velvet Underground mit Lou Reed, John Cale und später auch Nico noch nicht zur Truppe um Warhol. Es geht beschaulich zu, Drogen scheinen keine Rolle zu spielen, offenbar ist jeder zunächst damit beschäftigt, seinen Weg als Künstler, der später zur Karriere wird, mit starken Arbeiten zu befördern. Die Pop Art befindet sich in einer enorm produktiven Phase und ist zum endlos reproduzierbaren Erfolg mutiert. Und es ist jene Zeit, in der alle vier ihre inzwischen teuersten, aber eben auch besten Arbeiten produzieren.

Mitunter glaubt man den Humor, der in der Luft liegt, zum Greifen nahe zu spüren. Claes Oldenburg setzt sich riesige Ohren auf oder man erhält Besuch von der großen, zierlichen Rosemary Shrimpton, dem damals tonangebenden Model der Fashion-Szene in New York. Beim Schlendern von Bild zu Bild kann man im Forum die Inspiration einatmen, die Heyman mit seinen unprätentiösen Bildern für die Nachwelt dokumentierte.

„Popartportraits“ | bis 8.3. | Forum für Fotografie, Schönhauser Straße 8 | www.forum-fotografie.info

Thomas Linden

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