 
		Nach der Silvesternacht fanden sich auch die Mitarbeiterinnen des Kölner Vereins „Notruf und Beratung für vergewaltigte Frauen – Frauen gegen Gewalt“ im Mittelpunkt des internationalen Medieninteresses wieder. Der „Medien-Tsunami“ nach den Vorfällen in der Neujahrsnacht vor dem Kölner Hauptbahnhof, wie Irmgard Kopetzky es nennt, traf die ehrenamtlichen Helferinnen des Vereins unvorbereitet. „Hier stand wochenlang das Telefon nicht still“, sagt die dienstälteste Mitarbeiterin. „Es hat ein paar Wochen gedauert, bevor wir überhaupt im Team darüber sprechen konnten, was dort passiert sei.“ Daneben hätten sich auch „besorgte Bürger“ gemeldet, die wissen wollten, ob sie ihre Töchter jetzt noch alleine in die Stadt gehen lassen könnten. „Denen habe ich höflich zu verstehen gegeben, dass die Silvesternacht an der allgemeinen Situation für Frauen und Mädchen nichts geändert hat – auch vorher gab es im öffentlichen Raum sexuelle Übergriffe in nicht unerheblichem Maße“, sagt Kopetzky.
Gegründet wurde der Notruf Köln 1978 auf Initiative einer Rechtsanwältin, unterstützt von einigen feministisch geprägten Studentinnen. Zurzeit hat der Verein seinen Sitz in Nippes. Hier bieten die 15 aktiven Mitglieder, darunter Sozialarbeiterinnen, Psychologinnen und Juristinnen, betroffenen Frauen Orientierung, Unterstützung und eine umfassende Beratung an. „Die Beratung ist eines unsere Hauptstandbeine“, so Kopetzky. „Dabei sind wir immer am Bedarf der Frauen orientiert – das reicht vom einmaligen Ratschlag per E-Mail bis hin zu regelmäßigen persönlichen Treffen.“ Vor allem auf juristischem Gebiet kann der Verein Hilfestellung geben. „Bei der Frage ‚Anzeige ja oder nein?‘ raten wir weder zu noch ab, weil das ein oft langwieriger Prozess ist, der gut besprochen werden muss. Wir geben den Frauen die nötigen Informationen an die Hand, damit sie selbst entscheiden können.“
Bei ihrer Tätigkeit kommen die Helferinnen mit der ganzen Bandbreite von sexualisierter Gewalt in Berührung, der Frauen im Alltag vielfach ausgesetzt sind. „Viele melden sich auch erst nach einiger Zeit, manchmal Jahre nach den Vorfällen, weil sie versuchen, es zu verdrängen.“ Auch passiere es immer noch sehr häufig, dass Frauen zögerten, Hilfe zu suchen, weil sie sich eine Mitschuld geben. „Im Grunde ist das ein Schutzmechanismus“, erklärt Kopetzky. „Wenn man sich selbst in Mitverantwortung sieht, ist man ein aktiver Part, was für die Psyche erträglicher ist, als Ohnmachtsgefühle.“
Die Dynamik nach der Silvesternacht hat in ihren Augen die Betroffenen dabei unterstützt, aus der erlebten Ohnmacht herauszukommen: „Nachdem ein paar Frauen zur Polizei gegangen sind und dies medial bekannt wurde, fühlten sich mehr Betroffene ermutigt und erstatteten ebenfalls Anzeige. Damit sind sie aktiv geworden und haben sich gewehrt. Der Umfang der sexuellen Gewalt ist für die Menschen damit sichtbarer geworden.“
Aktiv im Thema
www.notruf-koeln.de | Notruf und Beratung für vergewaltigte Frauen
www.heroes-koeln.de | Projekt von HennaMond.V., das junge Männer aus Migrantenmilieus zu Sozialarbeitern ausbildet
 hennamond-ev.de | Verein zur Förderung der Selbstbestimmung von familiärer Gewalt, Unterdrückung, Zwangsverheiratung und „Ehrenmord“ bedrohten Mädchen, Jungen, Frauen und Männern mit Migrationshintergrund in Deutschland
 #ausnahmslos | Twitter-Kampagne gegen sexualisierte Gewalt und Rassismus
Lesen Sie weitere Artikel 
zum Thema auch unter: trailer-ruhr.de/thema und engels-kultur.de/thema
Thema im April:  WASSERSCHADEN – Von der Amöbe bis zum Quantenphysiker – Wasser ist Lebensgrundlage. Das Element als künftiger Kriegsgrund, philosophisch betrachtet und wie wir es schützen und nachhaltiger verwenden können.
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