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Konflikt-Kanzler

30. Oktober 2025

Intro – Friedenswissen

Kriegstüchtig“ müsse Deutschland werden, forderte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) vor rund zwei Jahren. Das Wort erregte eher verhalten Anstoß. Aufrüstung und Wehrdienst bestimmen mittlerweile den politischen Diskurs, auch die Frage, ob „Kriegstüchtigkeit“ bis zum Jahr 2029, von Pistorius Mitte letzten Jahres als Ziel genannt, überhaupt machbar ist oder sogar zu spät käme. Mutmaßen über Putins Absichten über den Krieg in der Ukraine hinaus, Trumps USA oder Unstimmigkeiten in Nato und EU mahnen zur Eile. Pazifistische Stimmen haben es da schwer. Auch Kritiker einer Militarisierung räumen indes ein, dass ein Staat verteidigungsfähig sein muss – gerade dann lässt sich aber darüber streiten, wie das am besten erreicht wird. Das fragt unser Monatsthema Friedenswissen

Unsere Leitartikel gehen dem menschlichen – vielmehr männlichen – Erfindergeist nach, ohne den es keine Kriegstechnik gäbe, erinnern an das im Kalten Krieg entstandene Konzept der Sozialen Verteidigung, das zeigt, wie sich eine Bevölkerung waffenlos gegen militärische Aggressoren verteidigen kann und plädieren dafür, massiv in Erziehung und Bildung zu investieren, um Menschen früh zu befähigen, Konflikte friedlich zu lösen.

In unseren Interviews fragt sich der Philosoph Olaf L. Müller, warum eine Studie nur wenig Aufmerksamkeit erfährt, die nachgewiesen hat, dass im 20. Jahrhundert unbewaffneter Widerstand deutlich erfolgreicher gewesen ist als bewaffneter Kampf, Stephan Brües vom Bund für Soziale Verteidigung warnt davor, dass militärisches Denken auch zivile Einrichtungen verändert und die Johanniter-Integrationsberaterin Jana Goldberg diskutiert, wie wichtig und anspruchsvoll Friedenserziehung bereits im Kindergarten ist.

In unseren Lokalbeiträgen erfahren wir, wie das Friedensbildungswerk Köln mit einem ganzheitlichen Ansatz ein friedliches Miteinander fördert, wie der in Dortmund ansässige Landesverband der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Alternativen zum militärischen Denken abwägt und wie sich Jugendliche im Medienprojekt Wuppertal mit Krieg und Frieden auseinandersetzen.

Frieden sollte zwischen Staaten herrschen – und innerhalb eines Staats. Ob diese Einsicht Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) vertraut ist, darf man bezweifeln. Krawallige Rhetorik bleibt ein Kennzeichen des früheren Wirtschaftslobbyisten. In der Opposition wetterte er aberwitzig gegen Asylbewerber, die den Deutschen Zahnarzttermine wegnähmen, im Wahlkampf gegen „linke Spinner“, nun gegen Menschen, die nicht ins deutsche „Stadtbild“ passen würden. Empfänger von Grundsicherung sind unter ihm zum Kernproblem des Landes stilisiert worden. Die Liste ließe sich fortsetzen. So geriert sich Merz weiter als Lobbyist, dem jedes Gespür dafür fehlt, dass er Kanzler des gesamten Landes zu sein hätte – nicht Anwalt einer ihm genehmen Klientel. Der Kanzler stiftet Unfrieden.

Dino Kosjak/Chefredaktion

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