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Andrés Orozco Estrada
Foto (Ausschnitt): Oper Köln / Teresa Rothwangl

Verzweifelte Leidenschaft

08. September 2025

„Manon Lescaut“ an der Oper Köln – Oper in NRW 09/25

Die Tragödie beginnt an einer Poststation in der französischen Provinz und endet in einer Wüste in Amerika: „Manon Lescaut“ war der erste internationale Erfolg Giacomo Puccinis. Die Oper nach einer erotisch aufgeladenen Erzählung des Abbé Prévost erschien schon wenige Monate nach der Uraufführung am 1. Februar 1893 in Turin in Hamburg. In den letzten Jahrzehnten sind Aufführungen seltener geworden, was wohl auch an den exorbitanten Anforderungen an den Tenor liegt.

Denn die Geschichte des auf den ersten Blick verliebten Studenten Des Grieux und der zwischen Luxus und Leidenschaft schwankenden angehenden Klosterschülerin Manon berührt nach wie vor die Seele: Puccini wollte die galante Geschichte aus dem Rokoko nicht „mit Puder und Menuetten“ schreiben, sondern „wie ein Italiener … mit einer verzweifelten Leidenschaft“. Manon, so schreibt Puccini selbst, „ist eine Heldin, an die ich glaube, und daher wird sie auch die Herzen der Zuschauer gewinnen“.

Die Oper wirkt nicht nur in der musikalischen Faktur ungewöhnlich modern: Die vier Akte wollen keine Handlung erzählen, sondern werfen Schlaglichter auf Ereignisse, die am Ende Manon und des Grieux an einen surrealen Ort führen. In einer öden, „entsetzlich unfruchtbaren“ Ebene wird sich Manon ihrer Liebe bewusst und verlöscht im Tod: Die Anklänge an Wagner lassen sich nicht nur im expliziten Zitat des „Tristan“-Akkords erfassen.

Die Oper Köln eröffnet mit „Manon Lescaut“ den Reigen ihrer Premieren der Spielzeit 2025/26 – ein Nachklang des vergangenen Puccini-Jahres. Erstmals stellt sich der neue Gürzenich-Kapellmeister Andrés Orozco-Estrada am Pult der Oper vor. Auch die Regie der Koproduktion mit dem Teatro Real Madrid übernimmt ein Debütant in Köln: Carlos Wagner, in Venezuela geboren, hat u.a. in Düsseldorf Verdis „Luisa Miller“ und Bizets „Carmen“, in Essen Massenets „Werther“ und in Münster Eötvös‘ „Angels in America“ inszeniert. Die expressiv-erotischen Kantilenen des Chevaliers des Grieux teilen sich die Tenöre Gaston Rivero und Young Woo Kim; Carolina López Moreno und Angela Nisi, die bereits als Mimí in Puccinis „La Bohème“ in Köln zu hören war, sind als Manon besetzt.

Manon Lescaut | 28.9. (P), 2., 4., 5., 8.,12., 15., 17., 19.10. | Oper Köln | 0221 22 12 84 00

Werner Häußner

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