Bis ans Ende der Nacht
Deutschland 2023, Laufzeit: 120 Min., FSK 12
Regie: Christoph Hochhäusler
Darsteller: Timocin Ziegler, Thea Ehre, Michael Sideris
>> bisansendedernacht.grandfilm.de/
Gelungener Außenseiter-Krimi
Schönes Mädchen
„Bis ans Ende der Nacht“ von Christoph Hochhäusler
Christoph Hochhäusler ist einer jener deutschen Filmemacher, die zur sogenannten „Berliner Schule“ gerechnet werden, die anspruchsvolle und stilistisch oft minimalistische Filme inszenieren, die von den Feuilletonisten regelmäßig als Meisterwerke gefeiert werden. Bekannt geworden ist Hochhäusler vor ungefähr 20 Jahren mit seinen Arthouse-Filmen „Milchwald“ und „Falscher Bekenner“. Zu seinen neueren Arbeiten, die u.a. mit dem Günter-Rohrbach-Filmpreis und dem Förderpreis Deutscher Film ausgezeichnet wurden, zählen „Unter dir die Stadt“ und „Die Lügen der Sieger“. Nun war Hochhäusler mit seinem fünften Kino-Langfilm „Bis ans Ende der Nacht“ als einer von drei NRW-Wettbewerbsbeiträgen bei der diesjährigen Berlinale vertreten. Dass Thea Ehre am Ende den Silbernen Bären als beste Nebendarstellerin gewann, war für Hochhäusler und seine Kölner Produzentin Bettina Brokemper, die im 20. Jubiläumsjahr ihrer Filmproduktionsfirma „Heimatfilm“ darüber hinaus auch noch mit Margarethe von Trottas „Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste“ im Wettbewerb vertreten war, ein schöner künstlerischer Erfolg.
Leni Malinowski (Thea Ehre) ist wegen Drogenhandels ins Gefängnis gekommen. Nun wird sie mit Fußfessel vorzeitig aus der Haft entlassen, um zwischen dem Undercover-Polizisten Robert Demant (Timocin Ziegler) und dem Drogendealer Victor Arth (Michael Sideris) eine Verbindung herzustellen. Leni war früher, als die Transfrau noch Lenard war, Mitarbeiter in Victors Tonstudio, hinter dem er seine kriminellen Machenschaften verbirgt. Auch Robert kennt Leni noch aus der Zeit, als dieser ein Mann und die beiden ineinander verliebt waren. Nun müssen sie zur Tarnung wieder zusammenleben und ein Liebespaar spielen, wenngleich Robert nicht so recht mit der Tatsache klarkommt, dass Leni nun eine Frau ist. Dennoch gelingt es den beiden sehr gut, über einen gemeinsamen Tanzkurs an Arth heranzukommen und dessen Vertrauen zu gewinnen. Bandenstreitereien im Drogenmilieu und Roberts Vorbehalte Leni gegenüber drohen allerdings immer wieder, der groß angelegten Undercover-Aktion der Polizei einen Strich durch die Rechnung zu machen. Christoph Hochhäusler hat für seinen Kriminalfilm eine sehr bizarre Ausgangskonstellation gewählt. Die Tatsache, dass einer der Protagonisten eine Transsexuelle ist, macht die Geschichte in mehrfacher Hinsicht originell und ungewöhnlich. Die Transsexualität der Figur spielt dabei nur untergeordnet eine Rolle, denn in erster Linie geht es Hochhäusler um eine spannungsreiche Story aus dem Halbweltmilieu Frankfurts. Der Transitionsprozess Lenis wird dann eher indirekt zum Thema, weil ihr ehemaliger Liebhaber mit dem Wechsel ihres Geschlechts seine Probleme hat. Die Österreicherin Thea Ehre, die hier in ihrer ersten Kinohauptrolle zu sehen und auch im wirklichen Leben eine Transfrau ist, spielt sich mit ihrer direkten und herzlichen Art gleich zu Beginn in die Herzen des Publikums.
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