
Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler
Deutschland 2006, Laufzeit: 90 Min., FSK 12
Regie: Dani Levy
Darsteller: Helge Schneider, Ulrich Mühe, Sylvester Groth, Adriana Altaras, Stefan Kurt, Ulrich Noethen, Lambert Hamel
Hitler-Parodie
Die Lächerlichkeit des Grauens
"Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler" von Dani Levy
Nach dem gefeierten und mehrfach ausgezeichneten "Alles auf Zucker" hat Dani Levy offensichtlich Geschmack daran gefunden, den jüdischen Humor in der deutschen Filmlandschaft zu kultivieren. Diesen Ansatz kann man nicht hoch genug schätzen, denn Selbstironie und subversiver Witz ist im deutschen Kino immer noch Mangelware. Die erste Überraschung, die einen bei "Mein Führer" erwartet, ist sicherlich die Besetzung. Helge Schneider spielt - verborgen unter viel Make-up - Adolf Hitler. Eine gewagte Entscheidung, die aber funktioniert, da Schneider sich trotz aller Überhöhung, welche die Dramaturgie verlangt, ernsthaft auf die Rolle einlässt, und nicht einfach "Helge" ist. An seiner Seite glänzt Ulrich Mühe als Hitlers Schauspiellehrer Adolf Grünbaum. Durch dessen Augen blickt der Zuschauer in die skurrile Welt der Nazi-Schergen. Bis in die Nebenrollen prominent besetzt (u.a. Katja Riemann als Eva Braun) überzeugt besonders der sonst eher auf ernste Rollen abonnierte Sylvester Groth als Goebbels.
Regisseur und Autor Dani Levy setzt zwar auf Komik, doch nicht auf Klamauk. Oft schlägt die Stimmung um, und man fühlt sich an poetisch-komödiantische Fabeln à la "Das Leben ist schön" oder "Zug des Lebens" erinnert. Natürlich wird "Mein Führer" die üblichen Diskussionen auslösen: Darf man über so eine schreckliche Figur der Geschichte lachen. Man darf nicht nur, man muss sogar, weil es die einzige Möglichkeit ist, sich überhaupt mit dem Unfassbaren auseinander zu setzen. Das haben Chaplin, Lubitsch und andere schon mehrfach bewiesen, während der filmische Versuch einer realistischen Abbildung a priori Gefahr läuft, am eigenen Anspruch zu scheitern.
So kann man Levys "Mein Führer" auch als Parodie auf "Der Untergang" verstehen. Während letzterer aufgrund seiner Schwere auf dem Glatteis der Faszination des Bösen einbricht und dabei selbst faschistoide Tendenzen entwickelt, dreht Levy verspielte Pirouetten und gibt damit das Grauen einer Lächerlichkeit preis, die es nachhaltig entzaubert und entmachtet.
(Eric Horst)

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