Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
21 22 23 24 25 26 27
28 29 30 31 1 2 3

12.606 Beiträge zu
3.829 Filmen im Forum

Herrschaft über Bildnisse

25. Oktober 2018

„Bild Macht Kunst“ im Kunstmuseum Bochum – Kunst 11/18

Manchmal gehen die Hostien mit den Katholiken durch. So geschehen 1990 als Martin Kippenberger seinen grünen Plastikfrosch ans Kreuz nagelte und sogar der Vatikan insistierte. Zur selben Zeit kaufte man in Köln bei der renommierten Galerie Zwirner auch schon mal unliebsame, ultraböse Serien gegen die Kirche auf (Blalla Hallmann, Hinterglasbilder auf Fensterrahmen). In Bochum geht man dem Phänomen Ikonoklasmus (religiöse Bilderzerstörung) auf den Grund, denn – der Sprengung von afghanischen Buddha-Statuen in Bamiyan gingen Jahrhunderte voller Zerstörungen im Geiste angeblich göttlicher Wesen voraus. Gut zu erkennen im Museum an zu einem Kreuz umgearbeiteten jüdischen Grabsteinen oder zerstörten Heiligenfiguren, Bildern und Relikten. Aber natürlich auch in dem Video „Clapping with Stones“ (2005) der afghanischen Künstlerin Lida Abdul, das auch auf der 51. Biennale von Venedig gelaufen ist. Hier werden die leeren Öffnungen zu Ikonen des stillen Nachdenkens, während im Hintergrund heiliges Stöhnen von der Arbeit „White Zone“ (2010, Videoloop auf Salz im Stahlrahmen) nervt. Bis dahin hat sich der Besucher bereits durch eine ganze Etage voller Interaktionen zwischen Kunst und Religion gesehen, viel historische Kirchenkunst, aber auch durch Räume voller islamischer Ikonografie, japanischer Kalligrafie und buddhistischer Thangkas, ganz nebenbei auch den Sandstein-Grabstein einer Märtyrerin aus dem 14. Jahrhundert aus Trier.

Jetzt steht er in der ersten Etage: moderne künstlerische Auseinandersetzung mit der Thematik. Kreuze aus 750er Rotgold (Gerhard Richter) schräge schwarze (Imi Knöbel) und blutig rote (Hermann Nitsch). Nichts muss, alles geht. Sogar nackt am Strand stehen und – längst verletzt – mit einer Dornenkrone weiter Hula Hoop tanzen (Sigalit Landau in „Barbed Hula“, 2-min Videoloop, 2000). Am Ende lockt das Da-Vinci-Abendmal in „Last Supper“-Version vom Israeli Adi Ness (mit Soldaten) oder vom Amerikaner als abstrakter Black C-Print von 1990. Meine Highlights bleiben Christoph Schlingensiefs Grandios-Mini-Installation mit Zinn-Krippenfiguren und Monitor in einer Vitrine und Ben Willikens drei mal sechs Meter-Abendmahl ohne Menschen und Farbe in monströser Architektur. 

Bild Macht Kunst | bis 24.2. | Kunstmuseum Bochum | 0234 910 42 30

PETER ORTMANN

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.

Neue Kinofilme

The Fantastic Four: First Steps

Lesen Sie dazu auch:

Rendezvous mit der Schöpfung
Das Projekt „WERKnah“ von der Künstlergemeinschaft Grevy – Kunst 07/25

Im Labyrinth des Raumes
Simon Schubert im Neusser Feld-Haus

Träume im Haferfeld
Drei Kölner Ausstellungen über Sagen und Fantasien – Galerie 07/25

Geschosse umarmen
Drei Ausstellungen in Köln erweitern das Bewusstsein – Galerie 06/25

Vom Menschen
Thomas Schütte in der Böhm Chapel in Hürth

Für die Unendlichkeit
Drei Kölner Ausstellungen zwischen Zwang und Befreiung – Kunst 05/25

Harter Stoff
Peter Buggenhout in Wuppertal – Kunst 04/25

Unverbindliche Dialoge
Drei Kölner Ausstellungen über Körper und Seele – Galerie 04/25

Im Kielwasser der Quietscheente
„Titanic – Eine immersive Reise“ in Köln – Kunst 03/25

Wege in die Wirklichkeit
„3R“ im KunstWerk Köln e.V. – Kunst 02/25

Modelle für die Zukunft
Walter Pichler und Friedrich Kiesler in Krefeld – Kunst in NRW 02/25

Geister, Feuer, Poesie
Drei mythische Ausstellungen in Köln – Galerie 02/25

Kunst.

Diese Website verwendet anonymisierte Cookies, um bestmögliche Funktionalität zu gewährleisten.
Mehr informationen
ladend