Für Filmliebhaber steht der Februar immer ganz im Zeichen der Berlinale. Die 64. Ausgabe des einzigen deutschen A-Festivals – die Berlinale zählt neben Venedig und Cannes zu den drei bedeutendsten Filmfestivals der Welt – findet in diesem Jahr vom 6. bis zum 16. Februar statt. Im Januar hat das Festival langsam inhaltlich Kontur angenommen – die Jurymitglieder wurden bekanntgegeben, die Wettbewerbsfilme verkündet und auch Sonderreihen wie Retrospektive oder Hommage sind inzwischen mit Inhalt gefüllt.
Große Aufmerksamkeit ist dem ersten Teil von Lars von Triers „Nymph(o)maniac“ gewiss. Von Trier feiert die Premiere seiner Filme traditionell in Cannes. Das hat sich nach dem Eklat auf der Pressekonferenz vor drei Jahren offenbar geändert. Die Berlinale profitiert davon und zeigt die ungekürzte Fassung im Wettbewerb außer Konkurrenz. Das heißt: Nur hier gibt es die skandalträchtigen Sexszenen. Die Kinoversion, deren erster Teil bereits am 20. Februar im Kino startet, wird entschärft sein. Der Film wurde übrigens zum Teil in Köln und Umgebung gedreht (s.S. ??). Für kaum weniger Spannung dürfte „The Grand Budapest Hotel“ von Wes Anderson („Moonrise Kingdom“) sorgen, der als Eröffnungsfilm zu sehen sein wird. In den Hauptrollen spielen u.a. Ralph Fiennes und Tilda Swinton (Kinostart: 6.3.). Im Zentrum des Festivals steht wie immer der internationale Wettbewerb – und die Jury, die die Preise vergibt. Jury-Präsident James Schamus dürfen die Wenigsten kennen, dabei ist er als Produzent für Arthausklassiker wie „Brokeback Mountain“, „Lost in Translation“ oder „The Kids are alright“ verantwortlich. Ihm stehen Prominenten Filmschaffende wie Christoph Waltz (Inglorious Basterds“), Michel Gondry („Vergiss mein nicht“) oder Greta Gerwig („Greenberg“, „Frances Ha“) zur Seite. Im Wettbewerb laufen u.a. neue Filme von Arthaus-Ikone Richard Linklater, Regisseur-Schauspieler George Clooney, Nouevelle Vague-Altmeister Alain Resnais oder Claudia Llosas („Eine Perle Ewigkeit“), der Hoffnung des peruanischen Kinos. Auch der deutsche Film ist mit „Kreuzweg“ von Dietrich Brüggemann („3 Zimmer/Küche/Bad“), „Zwischen Welten“ von Feo Aladag und „Die geliebten Schwestern“ von Dominik Graf gut vertreten. In der Sektion Panorama darf man sich auf weitere deutschsprachige Filme freuen: Benjamin Heisenberg („Der Räuber“) und Maximilian Erlenwein („Schwerkraft“) zeigen ihre neuesten Werke. Im Panorama laufen auch „Is the Man who is tall happy?“, eine animierte Konversation mit Noam Chomsky von Jury-Mitglied Michel Gondry oder Jalil Lesperts Biopic „Yves Saint Laurent“, in der Nikolai Kinski Karl Lagerfeld spielt.
Die Hommage widmet sich in diesem Jahr Ken Loach, der den Goldenen Ehrenbär für sein Lebenswerk erhalten wird. Das Festival zeigt zehn Filme des sozialkritischen Briten aus den Jahren 1966 bis 2009. Alles in Allem verspricht die 64. Berlinale ein gutes Festival zu werden. Viele der Wettbewerbsfilme werden in den kommenden Monaten auch hier ins Kino kommen. Anlass zur Vorfreude gibt es reichlich.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Weinende Wände
Das Filmtheater als Begegnungs- und Spielstätte – Vorspann 09/25
Drama, Baby?
Das Arthouse und der Schenkelklopfer – Vorspann 08/25
Sommergefühle
Leichte Kino-Kost im Juli – Vorspann 07/25
Fortsetzung folgt nicht
Serielles Erzählen in Arthouse und Mainstream – Vorspann 06/25
Der Filmfrühling ist angebrochen
Die erste Jahreshälfte startet mit bedeutenden Filmfestivals – Vorspann 04/25
Schlechte Zeiten?
Merz im März und ernste Kost im Kino – Vorspann 03/25
Gute Zeiten
Wie lang darf ein Film sein? – Vorspann 02/25
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
„Es ist vertraut, aber dennoch spannend“
Schauspielerin Barbara Auer über „Miroirs No. 3“ – Roter Teppich 09/25
„Das Leben ist absurd, nicht der Film“
Regisseur Elmar Imanov über „Der Kuss des Grashüpfers“ – Gespräch zum Film 08/25
Jung-Bäuerinnen bei der Arbeit
„Milch ins Feuer“ im Odeon – Foyer 08/25
Gar nicht mal so stumm
Die Internationalen Stummfilmtage in Bonn 2025 – Festival 08/25
Im Abschiebegefängnis
„An Hour From the Middle of Nowhere“ im Filmhaus – Foyer 06/25
Wohnen im Film
Die Reihe Filmgeschichten mit „Träumen von Räumen“ im Filmforum NRW – Filmreihe 05/25
Filmischer Feminismus
Das IFFF 2025 in Köln – Festival 04/25
Über die Todesangst
„Sterben ohne Gott“ im Filmhaus – Foyer 03/25