Sieger sein
Deutschland 2024, Laufzeit: 119 Min., FSK 6
Regie: Soleen Yusef
Darsteller: Dileyla Agirman, Andreas Döhler, Sherine Ciara Merai
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Starkes Jugenddrama mit tollem Ensemble
Die Neue in der Klasse
„Sieger sein” von Soleen Yusef
Die Deutschen haben mit dem auf der Berlinale 2023 uraufgeführten Film „Das Lehrerzimmer“ von Ilker Çatak gerade international für großes Aufsehen gesorgt, sogar für einen Oscar als „bester nicht-englischsprachiger Film“ war dieser nominiert. Çatak war es als einem der ersten gelungen, den immer schwieriger werdenden Alltag von ErzieherInnen, SchülerInnen und teilweise auch deren Eltern in einem Spielfilm authentisch und lebensnah festzuhalten, dabei eine ganze Menge der unterschiedlichsten Probleme anzusprechen und damit einen Finger in die Wunde zu legen. Geschildert war der Film in erster Linie aus Lehrerperspektive. In „Sieger sein“ von Soleen Yusef („Haus ohne Dach“) wird nun überwiegend der Blickwinkel der Kinder eingenommen, namentlich der der elfjährigen Mona (grandios verkörpert von Dileyla Agirman), die sich schon in den ersten Einstellungen direkt ans jugendliche Publikum wendet und damit die vierte Wand durchbricht. Obwohl der Film primär diese Heranwachsenden erreichen möchte, scheut er nicht vor komplexen Themen zurück und entwirft gleichermaßen ein glaubwürdiges und realitätsnahes Bild der Verhaltensweisen an einer typischen deutschen Großstadtschule.
Die Familie Monas war aufgrund ihrer kritischen Äußerungen gegenüber des Assad-Regimes in Syrien gezwungen, ihr Heimatland quasi über Nacht zu verlassen. Nun muss die Elfjährige, die nur wenig Deutsch kann, lernen, an einer Schule in Berlin-Wedding zurechtzukommen. Obwohl auch ihre MitschülerInnen zumeist einen Migrationshintergrund haben, wird Mona von diesen gemobbt und ausgegrenzt. Lediglich der queere Harry (Rankin Duffy), der ebenfalls Außenseiter ist, freundet sich mit ihr an. Da Mona bereits in Syrien ihrer Liebe zum Fußball nachging und zu einer ziemlich guten Spielerin geworden ist, setzt sich ihr Sportlehrer Herr Che (Andreas Döhler) dafür ein, dass sie ins Mädchenfußball-Team der Schule aufgenommen wird. Doch das allein genügt noch nicht, um das Eis zu brechen und die Fronten im Klassenraum zu entschärfen. Soleen Yusef hat sich in den letzten Jahren insbesondere als Regisseurin der erfolgreichen Fernsehserien „Deutschland 89“ und „Sam – Ein Sachse“ hervorgetan. Mit „Sieger sein“ konnte sie nun ebenfalls im Rahmen der Berlinale eine umjubelte Weltpremiere feiern. Der Film ist ungeheuer rasant geschnitten und inszeniert, womit er sein jugendliches Zielpublikum vortrefflich abzuholen versteht. Sowohl die exzellent gecasteten Kinder als auch die wichtigsten Erwachsenenrollen sind dermaßen vielschichtig geschrieben und interpretiert, dass ihre Probleme von den ZuschauerInnen sofort erkannt werden und man mitgenommen wird auf eine emotionale Achterbahnfahrt. Währenddessen wechseln die Sympathien auch schon mal zwischen den unterschiedlichen Figuren hin und her, und am Ende gibt es für die meisten wohl kaum mehr eine, deren Verhalten man nicht zumindest teilweise nachvollziehen kann. Ein vortrefflicher Film am Puls der Zeit, der generationenunabhängig begeistern kann.
(Frank Brenner)
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