 
				Er sieht aus wie Iggy Pop: Blonde längere Haare, Mittelscheitel, etwas verlebt. Vernon Subutex heißt dieser Wiedergänger des Godfather of Punk. Auf der Bühne des Kölner Schauspiel ist er allerdings „nur“ als ein Meter große Puppe mit der Stimme von Aram Tafreshian anwesend. Regisseur Moritz Sostmann bringt Virginie Despentes‘ „Das Leben des Vernon Subutex“ in gewohnter Manier als Spiel von Puppen (Puppenbau: Hagen Tilp) und Schauspielern auf die Bühne, die wie so oft virtuos agieren.
Die Inszenierung folgt zwar dieser dreibändigen Klage über das Verschimmeln punkiger Ideale und der altersgemäßen Verbürgerlichung. Doch die Probleme des Abends liegen schon im Roman begründet. Der Titelheld setzt nämlich letztlich nur die Handlung in Gang, weil er das Videotestament eines verstorbenen Rockstars besitzt. Was folgt ist ein drastischer Figuren-Reigen ohne dramaturgische Stringenz, dessen generationeller Analysegehalt zudem dürftig bleibt. Die weiß gekleidete Frau fürs Grobe „Hyäne“ (Nicola Gründel), der verlassene Ehefrauen-Prügler Patrice (berührend: Ben- jamin Höppner) oder die brüllende Obdachlose Olga (hochkomisch: Ines Marie Westernströer) – alle machen Jagd auf Vernon, doch mehr als eine Sammlung glanzvoller Miniaturen wird nicht daraus. Und die gerahmte Filmleinwand auf der Breitwandbühne des Depot 1 untergräbt die dramaturgische Verdichtung noch weiter. Dass dann im zweiten Teil bei geöffneter Bühne Vernon plötzlich zum Landkommunen-Guru für die alten Punk-Schlachtrösser wird, bis sie am Ende zusammengeschossen werden – all das bleibt nur noch Behauptung. Virtuoses Spiel einer mäßigen Vorlage.
„Das Leben des Vernon Subutex 1-3“ | R: Moritz Sostmann | So 8.12., So 12.1. 18 Uhr Schauspiel Köln | 0221 22 12 84 00
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