Der Ort für den Ausstellungsraum der Fotografischen Sammlung im Museum Ludwig ist gut gewählt. Auf dem Weg dahin sieht man aktuelle Beispiele der inszenierten, teils konzeptuellen Kunst – überwiegend als Fotografie –, die sich dem Selbstporträt oder dem Starkult zuwenden. Und spürt dann in der Ausstellung der frühen Fotografen-Generationen mit Horst P. Horst und George Hoyningen-Huene oder Richard Avedon und Irving Penn, wie viel schon in diesen Aufnahmen von Glamour, Stars und Modells an künstlerischer Potenz und Handschriftlichkeit steckt. Dabei war Fotografie damals noch ein angewandtes Medium. Die ersten der Mode- und Starfotografen seit den 1920er-Jahren machten ihre Aufnahmen im Auftrag von Magazinen und verfolgten dabei eine kühl klassische Schilderung, mit der sie die populäre Wahrnehmung der Filmstars und der Modewelt mitprägten. Distanziert und sinnlich, arbeiteten sie mit surrealen Verfremdungen und aufwändigen Inszenierungen. Bei den späteren Fotografen dieser Ausstellung bröckelt dann die Fassade, die Porträtierten sind näher herangerückt. Obzwar im Museum Ludwig die Anzahl der Aufnahmen überschaubar, jeder der Fotografen nur mit wenigen Bildern vertreten ist und uns etliche der dargestellten Persönlichkeiten nichts mehr sagen, wird doch deutlich, welche Möglichkeiten die Fotografen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatten und was sie daraus gemacht haben.
Darüber hinaus drei Anmerkungen. Erstens ist zu erwähnen, dass diese Fotografien sämtlich aus der Sammlung von L. Fritz Gruber kommen, der als Buchautor, Gründer und Kurator der Ausstellungen der photokina Köln maßgeblich als Standort für Fotografie etabliert hat. Zweitens wird der Gedanke der Porträtfotografie zwischen Inszenierung und Selbstinszenierung ab September mit der Ausstellung der Fotografie zu Pablo Picasso wieder aufgenommen. Und drittens gehen die „Sternstunden des Glamour“, die bereits seit Februar ausgestellt sind, nicht ohne Aufmerksamkeit zu Ende. Denn im Rahmen der Filmbar, die zum zehnten Mal als Open-Air-Kino auf der Dachterrasse des Museum Ludwig stattfindet, gibt es Filme zu diesem Thema zu sehen – einige der Protagonisten der Fotografien kehren dann in ihrer angestammten Rolle wieder.
„Sternstunden des Glamour“ | Bis 4.9. im Museum Ludwig | www.museum-ludwig.de
Open-Air-Kino auf der Dachterrasse des Museum Ludwig | 5.-27.8., jeweils Freitag und Samstag
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