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Cem Bingöl, Eva Maria Schindele, Felix Werner-Tutschku, Hannah Joe Huberty (v.l.) in „The Drop“
Foto: Thomas Rabsch

Verlorene Jahre

17. November 2025

„The Drop“ am Jungen Schauspiel in Düsseldorf – Prolog 11/25

Ein Junge liegt im Krankenhaus im Koma. Nein, kein neuer Fall von Covid auf der Intensiven – ein Stromschlag hat Benny von den Socken geholt, als er den „Booster-Club“ (Förderverein) kurz und klein geschlagen hat. Warum er das getan hat? Das fragen sich alle. Gut, viele aus der Generation Z und selbst der aktuellen Generation Alpha haben nicht nur unter den Grenzsituationen während der Pandemie gelitten, sondern auch danach – und viele tun es immer noch. Also doch das böse Virus als Auslöser von Gewalt und Unbehagen? Viele Fragen von damals sind bis heute nicht beantwortet worden.

Mit „The Drop“ hinterfragt ein neues Stück von Lutz Hübner und Sarah Nemitz die labile Lebenssituation dieser von scheinbar endlosen Krisen gebeutelten Altersgruppen, deren Traumata nach den berühmt-berüchtigten Lockdowns nie ver- und aufgearbeitet wurde. Das Stück ist nicht rein fiktiv, es entstand auch durch zahlreiche Gespräche mit Jugendlichen, denen eine genaue Analyse und vielleicht auch etwas Demut der Politiker als Verursacher ihrer Krise immer noch fehlen. Die Zeit schreitet voran, die Dramen nehmen zu. Gerade erst vom Bundesverfassungsgericht gekippt wurde die gesetzlich normierte Triage, ein Auswahlprinzip für Ärzte in Krisenzeiten. Es ist eben nicht so einfach darüber zu entscheiden, wer bei fehlenden Kapazitäten stirbt oder weiterlebt. Ein ungeheurer Gedanke für junge Menschen, die nach dem Verschlusszustand der Pandemie zusätzlich noch mit Krieg in Europa, Messerstechereien, mit neuen Nazis, der Wirtschaftskrise und, wir wollen es anhand der Katastrophen nicht vergessen, der globalen Klimakrise klarkommen müssen.

Zusammen mit dem Jungen Schauspiel und Musik zwischen Rave und Klassik von Matts Johann Leenders inszeniert die zweifache Faust-Preisträgerin Liesbeth Coltof am Düsseldorfer Schauspielhaus die Uraufführung eines Stücks, das nicht nur mit den Ursachen und Symptomen spielt, sondern auch über Fragen nachdenkt wie: Was hätte sein können ohne diese Infektionskrankheit, die scheinbar aus dem Nichts auftauchte? Seit der Pandemie ist nämlich nichts mehr wie es war. Die einen (hier Eleni) haben die Schule geschmissen, die anderen (Joe) wollen nur noch weg. Andere leiden immer noch körperlich unter den Folgen. Antworten müssen her. Oder vielleicht doch erst einmal mehr Lautstärke?

The Drop | 2., 3.12. (Voraufführungen), 5.12. (UA), 7., 8., 9.12. | Junges Schauspiel, Central 1, Düsseldorf | www.dhaus.de

Peter Ortmann

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